Herr Müller, Verantwortlicher für Projektentwicklungen bei der alpha Gruppe informiert im Interview über den Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs und die weiteren Schritte des Projektes.

Herr Müller, am 15.07.2022 hat die Jury des Architektenwettbewerbs zur „Neuen Mitte Boxdorf“ einen Entwurf der Architekturwerkstatt Vallentin aus München zum einstimmigen Sieger gekürt. Sind Sie zufrieden?

Es hat uns gefreut, dass die Jury sich einstimmig für den Sieger ausgesprochen hat. Denn es zeigt, wie gut der Entwurf für unser Projekt geeignet ist. Zufrieden bin ich vor allem mit der Tatsache, dass aus der Bürgerbeteiligung und auch von den Wünschen der Erbengemeinschaft (Anmerkung: Verkäufer des Grundstücks) nahezu alles umgesetzt und berücksichtigt werden konnten. Lediglich ein neuer Standort für die Freiwillige Feuerwehr und ein Pflegeheim konnten nicht realisiert werden, da diese Gebäude von Ihrem Umfang nicht auf den Platz gepasst hätten.

 

Wie ist Ihr Eindruck von dem Siegerentwurf?

Es ist ein sehr mutiger Entwurf, der der Mitte von Boxdorf viel Kraft und eine hohe Strahlkraft verleihen wird. Er hat das Potential das die „Neue Mitte“ ein Modellprojekt für modernes und nachhaltiges Bauen werden könnte. Es wird „graue Energie“ in Form der beiden Bestandsgebäude erhalten und gleichzeitig werden hocheffiziente und klimafreundliche Gebäude entstehen. Es sind grüne Oasen und Wasser vorgesehen und wir werden nach dem Entwurf ohne fossile Energieträger auskommen.

Der Entwurf wird sich in den nächsten Monaten aber auch nochmal ein Stück weiterentwickeln. Wir möchten die Dichte noch etwas zu Gunsten von mehr Grün und Kinderspielplätzen reduzieren und wir werden die verkehrliche Erschließung nochmal überarbeiten müssen. Das ist aber nach einem Wettbewerb ganz normal.

 

In der Bürgerbeteiligung und auch in den zahlreichen Gesprächen mit Anwohnern wurde immer wieder die Sorge geäußert, dass die Kirchweih durch die Neuplanung verschwinden könnte und das sich die neue Planung nicht in den dörflichen Charakter einfügt. Wie stehen Sie dazu?

Wir konnten die Sorgen der Bürger natürlich gut nachvollziehen. Wenn sich etwas ändert, besteht immer etwas Unsicherheit darüber, wie es sich ändern wird. Ich denke aber nun, wo der Siegerentwurf vorliegt, kann man den Menschen beruhigt zurufen, dass wir die Sorgen ausräumen konnten:

Die Kirchweih kann mit allen ihren bisherigen Nutzungen erhalten bleiben. Natürlich wird sich die Gestaltung etwas ändern, da kein so großer Platz mehr vorhanden sein wird, sondern die Kirchweih sich über zwei miteinander vernetzte Plätze verteilen wird. Wir haben diese Situation aber in der Jury und hier vor allem mit den drei Vertretern der Kärwa und der Boxdorfer Bürgerschaft sehr intensiv diskutiert und sind zu der Entscheidung gekommen, dass die Kirchweih auch so sehr gut funktionieren wird und wir gleichzeitig das restliche Jahr über Plätze gewinnen, die auch belebt sein werden. Was natürlich schöner ist, als ein fußballfeldgroßes Schotterfeld ohne Grün und Menschen.

Der Entwurf des Architekten, der im Zentrum eine gewisse Dichte vorsieht, fügt sich zu den Rändern hin jedoch sehr gut zur umliegenden Bebauung ein. So dass wir auch hier zuversichtlich sind, dass die Bürger an ihrer neuen Mitte Gefallen finden.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Jury und auch wir haben einige Weiterentwicklungspotentiale für den Entwurf formuliert. Diese werden wir nun zusammen mit den Architekten eingearbeitet werden. Dann wird diese Planung voraussichtlich im Herbst dem Stadtplanungsausschuss des Stadtrats als Rahmenplan vorgelegt, um hier Baurecht zu schaffen.

Im Anschluss beginnt dann die wirkliche Planung der Gebäude mit Grundrissen, Fassaden und allen Details. Wenn alles gut läuft, sollten wir in der Lage sein Mitte 2023 einen ersten Bauantrag einzureichen.

Je nach Dauer des Genehmigungsverfahrens könnte dann im Anschluss mit dem Bau begonnen werden. Die ersten Arbeiten auf dem Grundstück zur Vorbereitung auf die Baustelle sollten noch Ende 2023 beginnen können.

Aktuell ist es noch schwer vorherzusagen, wann die ersten Bewohner einziehen werden. Wir müssen nun erstmal die Planungen vertiefen.

 

Wie sind die Besitzverhältnisse des Projekts in der Zukunft geplant? Werden Häuser verkauft?

Es ist noch sehr früh, um hier definitive Aussagen zu machen. Die alpha Gruppe ist jedoch vom Grundsatz her erstmal kein klassischer Bauträger, so dass es sehr wahrscheinlich ist, dass wir die Einfamilienhäuser verkaufen würden.

Aktuell geplant ist die restlichen Gebäude zu errichten und dann auch im eigenen Bestand zu halten und zu vermieten. Allerdings wird diese Entscheidung noch durch viele Dinge beeinflusst, die sich in den nächsten Monaten erst klarer bewerten lassen, werden.

 

Abschließend: Gibt es gute Wünsche für das Projekt?

Bisher ist die Stimmung der Bevölkerung sehr positiv und unsere Bemühungen die Leute mit einzubeziehen, werden von diesen anerkannt. Wir möchten diesen Weg gerne so weiterverfolgen, denn es soll ein Projekt für alle Boxdorfer werden.

Von daher kann ich uns nur wünschen, dass der Austausch weiter so gut bleibt und die Arbeit dadurch auch weiterhin so viel Spaß bringen wird.

 

Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Müller

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